Weihnachten einmal anders: Gruß vom Krankenbett
Einer unserer Thalheimer Landesklasse-Fußballer kämpft
seit neun Monaten tapfer gegen Leukämie, eine Form des
Blutkrebses.
Sein sehnlichster Wunsch: Weihnachten daheim bei seiner Familie
verbringen. Nicht alltäglich war der Besuch im Küchwald-Klinkum
Chemnitz auch für den Reporter.
Chemnitz, Küchwald-Klinikum, Haus 35c.
Besuch beim 26-jährigen
Daniel Rößler. Zunächst muss eine Besucher-Schleuse passiert
werden, Desinfektion, Mundschutz, Kittel, Füßlinge. Alles soll
steril sein, um auf die Station der Krebspatienten zu gelangen. In
Zimmer 11 wartet der junge Mann. „Er hat sich extra noch einmal
rasiert“, schmunzelt die Schwester vor dem Eintritt. Dann eine
herzliche Begrüßung. Und gleich bezieht sich die Konversation
natürlich auf diese alles beherrschende, heimtückische
Krankheit.
Wie so häufig kam alles aus heiterem Himmel, und
dann ging alles ganz schnell. „Ich hatte mich in der Familie mit
einem Norovirus
angesteckt. Beim Bluttest im Krankenhaus kam es dann heraus, dass
ich
Leukämie habe. Um genaueres festzustellen,
wurde daraufhin eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. Das
war natürlich ein Schock, zumal in diesem Alter, als Sportler“,
so Rößler, dem anzumerken ist, wie sehr ihn das beschäftigt, auch
weil die erschreckende Diagnose kurz vor seinem Geburtstag
gestellt
wurde. Im Grunde war es ein Zufallsbefund, der sofortige Maßnahmen
nach sich zog. „Ein Jahr dauert das spezielle
Behandlungsprogramm mit
Chemotherapie, Strahlentherapie und vielen weiteren
Untersuchungen“,
so der Auerbacher weiter. Eine Stammzellen-Transplantation sei
nach
derzeitigen Standpunkt nicht notwendig. Er selbst hatte
noch im Mai 2013 Stammzellen
gespendet, um einen anderen
Patienten das
Leben zu retten.
Aktuell hilft nur, von Etappe zu Etappe
zu denken. Eine an den Vortagen
geplante weitere Stufe der Chemotherapie musste kurzfristig
abgesagt
werden. Grund: Ein gewisser Wert von Thrombozyten im Blut wurde
nicht
erreicht, auch die Leberwerte waren zu schlecht. „Das war
ernüchternd, denn der Fortgang ist ungewiss. Ich hatte gehofft,
Weihnachten daheim verbringen zu können“, so Rößler weiter.
Das steht nun in den Sternen. Vollstes
Vertrauen habe er hier in das Ärzte- und Schwesternteam, auch das
neue hochmoderne Gebäude der Inneren Medizin bietet völlig neue
Möglichkeiten.
Nur selten konnte er
bislang sein Zimmer verlassen. Gelegentliche Besuche beim Fussball
oder der Weihnachtsfeier
des
SV Tanne Thalheim standen an – auf
eigenes Risiko. Kraft geben ebenso die Besuche der Familie und
Freunde. Besonders Kontakte stehen zu den beiden Teamkollegen Marc
Meyer und Manuel Grasse. Auch Trainer René Wendler und „Ex“
Sven Auerswald haben sich nach dem Wohl erkundigt. Es sei gut zu
wissen, dass viele an ihn denken – er fühle sich nicht
alleingelassen und er kann seine Dankbarkeit
nicht in Worte fassen, meint Rößler. Ebenso
organisierte die Mannschaft des SV Tanne Thalheim
zum Auswärtsspiel in Stollberg in der Vorsaison eine
T-Shirt-Aktion
mit „DR23“ den
Initialen des Spielers und der Rückennummer.
Seit er
denken kann, spielt Daniel Fussball. Vom Heimatverein SV Auerbach
ging es in die Jugend des FC Erzgebirge Aue, bevor es ihn dann
nach
Thalheim verschlug. Nur kurz wurde sein Engagement hier für ein
Jahr
in Krumhermersdorf unterbrochen. Und trotz der oft vorhandenen
Antriebs- und Kraftlosigkeit hat er sich nicht nehmen lassen,
schon
im Sommer das dritte Erzgebirgsmasters im Freizeit-Hallenfussball
mitzuorganisieren. Am 28.12.2015 ab 12 Uhr geht es in der Eurofoam Arena
Burkhardtsdorf mit 12
Teams aus dem Erzgebirge, Chemnitz oder Zwickau zur Sache. In
zwei Staffeln wird gespielt, die Gruppenersten und -zweiten
ermitteln
über Halbfinale und Finale den Sieger. Die
amtierenden Titelverteidiger sind „Nedveds Erben“
aus Chemnitz.
„Das Sportliche ist aber nicht das Wichtigste an
diesem Tag. Die
Organisatoren haben über die VKS
(Verein für Knochenmark- und Stammzellspenden
e.V. aus Dresden) eine Typisierungs-Aktion initiiert, bei der
man auf viele Interessenten und Registrierungen
hoffe, aber auch Geldspenden benötigen die ehrenamtlichen Vereine,
um die Laborkosten zu decken“,so Rößler weiter. Diese Aktion
startet ebenfalls um 12 Uhr, mit einer einfachen völlig
schmerzfreien Speichelprobe kann man sich registrieren lassen
– und vielleicht irgendwann einmal ein Leben retten,
wie Daniel im Mai 2013.
In diesem Sinne wünschen wir Daniel und Euch allen ein frohes Weihnachtsfest sowie einen guten Start ins Jahr 2016. Ebenso gehen Grüße an unseren erkrankten Sportkameraden Marek Barthold.
Kleines update: Nach aktuellem Stand der Dinge kann Daniel über Weihnachten daheim bei seiner Familie sein.
(Text,Foto: Michael Thriemer, im Dezember 2015)